Tagebuch – Teil 30: Augen zu und durch

So, jetzt ist also auch mein Trainingslager für dieses Jahr schon wieder vorbei. Die Tage in Roth sind wie im Flug vergangen! Es war genial, allerdings bin ich nicht immer zu 100 Prozent mit mir zufrieden gewesen.

Gerade beim Radfahren habe ich im Vergleich zu den anderen Triathleten noch enormen Nachholbedarf – die sind einfach viel schneller als ich! Bergauf komme ich nicht richtig hinterher und bergab laufen meine Bremsen heiß.
Und ja, ich hab mich dann richtig über mich geärgert. »Vielleicht wäre Schach doch besser für mich«, schoss es mir einmal durch den Kopf. Und mein kleiner Freund, der Schweinehund, grunzte deswegen gleich mal fröhlich vor sich hin: »Endlich sieht sie es ein!«

Gut, dass man dann eben seine Trainerinnen hat. Christine Waitz machte mir gleich noch an Ort und Stelle klar, dass ich mich in den vergangenen Monaten doch deutlich verbessert habe und die gleichen Signale sendete mir umgehend auch meine Haupttrainerin Pamela Gutsch nach Franken. »Das war stark, Steffi«, schreibt sie mir.

Meine Zweifel, ob das mit der Langdistanz so eine gute Idee ist, lösen sich auch schnell wieder auf. Auch, weil Christine Waitz uns zum Picknick im Park mitten in Roth einlädt – und zwar genau mit Blick auf den Zielbogen der Challenge Roth. Der steht dort nämlich das ganze Jahr über – und ja, genau, ich will da einfach einmal durchlaufen! Und zwar nach exakt 3,8 km Schwimmen, 
180 km Radfahren und  42,2 km Laufen!

Sie erinnern sich vielleicht noch: Mein ursprünglicher Plan hätte ja gelautet, dass ich 2021 in Roth starten und dort meine erste Langdistanz absolvieren wollte. Dank Corona ist jetzt allerdings alles ein wenig anders, da sich ja meine Wettkämpfe von diesem Jahr alle auf 2021 verschoben haben, klappt das mit Roth eben so nicht.
Und auch wenn in diesem Jahr die Erfahrungen aus den Wettkämpfen fehlen, kann ich daraus doch etwas mitnehmen. Etwa, dass man seine Pläne als Sportler eben auch mal ändern muss, wenn sie eben aus irgendeinen Grund nicht so funktionieren. Wichtig dabei ist nur, dass man das große Ziel eben nicht aus den Augen verliert!
Und weil auch ein paar andere Trainingslager-Kollegen noch nie in Roth gestartet sind, verabreden wir uns, gleich mal: 2022 wollen wir gemeinsam an der Startlinie in Franken stehen!

Mittlerweile trainiere ich schon wieder daheim. Aber ehrlich: Ich dachte echt, ich könnte jetzt einfach mal ein paar Tage die Beine hochlegen. Dabei habe ich aber die Rechnung ohne meine Trainerin gemacht. Pamela Gutsch serviert mir nämlich gleich die nächste straffe Trainingswoche.

Logisch eigentlich. Denn mein Trainingskonzept sieht eben so aus, dass erst nach drei Belastungswochen eine Ruhewoche kommt – und damit habe ich jetzt zwei weitere, intensive Trainingswochen vor mir.

Und es kommt noch  dicker: Ich habe nämlich schon ganz vergessen, dass ich eigentlich Anfang September zur Vorbereitung auf die Langdistanz auch beim Kufsteiner Radmarathon hätte starten sollen. Der ist mittlerweile freilich wegen der Coronavirus-Pandemie ebenfalls abgesagt worden, strampeln muss ich die Höhenmeter trotzdem. Der nächste Wettkampf für mich allein steht also vor der Tür. Hilft wohl nichts – also, Augen zu und durch. Schließlich will ich beim nächsten Trainingslager dann nochmals besser mithalten können!
Stephanie Brenninger