Tagebuch – Teil 33: Was für ein Tag! Was für eine Premiere

Foto: Schäffler

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieses Foto von meiner Trainerin 
Pamela Gutsch und mir ist wenige Minuten nach meinem Zieleinlauf entstanden – und es drückt für mich all das aus, was ich in diesem so emotionalen Moment empfunden habe: tiefe Dankbarkeit und wahnsinnigen Stolz! Ja, ich hab’s tatsächlich geschafft: Ich habe beim Austria Triathlon Podersdorf meine erste Langdistanz gefinisht.

Und ganz ehrlich: Ich habe das auch Tage später immer noch nicht richtig realisiert. Ich kann’s einfach nicht glauben! Am Anfang des Jahres 2017 hieß es für mich »Von Null auf Triathlon« und vier Jahre später bin ich plötzlich im Kreis der Langdistanz-Finisher angekommen! Was für ein Wahnsinn! Was für eine Magie!

Und ehrlich: Ich hatte Zweifel und Ängste vor meinem ersten Ironman-Start über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen. Werde ich das schaffen? Kann ich das wirklich durchstehen? Und freilich sind mir auch Zahlen und Zeiten durch den Kopf geschwirrt. Was wird möglich sein?

Mit dem Startschuss habe ich das alles aber erst einmal ausblenden können. Meine Trainerin hat mir die perfekte Taktik mit auf meinem Weg gegeben: Stück für Stück, Runde für Runde sollte ich die Disziplinen absolvieren und vor allem nie an den ganzen Ironman denken!
Und nach den 3,8 Kilometern im Wasser war ich zum ersten Mal in diesem Rennen in einem mentalen Hoch. Warum? Weil ich nach 1:25:38 Stunden aus dem Neusiedler See gestiegen bin und damit viel schneller unterwegs war, als ich im Vorfeld gerechnet und gehofft hatte. Nämlich um satte 15 Minuten. Wie genial!

Und beim Radfahren und beim Laufen lief es weiter wie am Schnürchen für mich – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Wenn man meine Splitzeiten in den beiden Disziplinen anschaut, hab‘ ich alles bis zum Schluss wie ein Uhrwerk absolviert. Jetzt weiß ich zu 100 Prozent, warum ich so viel Grundlagentraining absolvieren durfte. Und glauben Sie mir, ich habe meiner Trainerin deswegen nicht nur einmal die Freundschaft gekündigt.

Aber sie sollte eben recht behalten – und so gab’s für mich in Podersdorf viel mehr Höhen als Tiefen. Ein weiterer Knackpunkt für mich war der Wechsel vom Rad in die Laufschuhe. »Hoffentlich geht das jetzt gut«, ist es mir durch den Kopf geschossen. Aber auch da war’s so, dass ich nach wenigen Metern schon gewusst habe: »Das geht! Und wie!« Und so gab’s noch vier Laufrunden obendrauf – von Podersdorf nach Illmitz. Lustigerweise hieß der Ortsteil am Wendepunkt Hölle – also noch viermal in die Hölle und zurück!

Ach ja, mein kleiner Freund, der Schweinehund, war freilich auch dabei. In Runde drei saß er mir buchstäblich im Nacken – und er hat mir das Leben auf diesen Kilometern echt schwer gemacht. Nicht nur einmal hat er mir ins Ohr geflüstert: »Die anderen gehen alle schon! Mach du das jetzt doch auch!« Ich geb’s zu, ich war ganz nah dran! Aber – und lachen Sie jetzt ruhig – ich habe einfach mal mit meinen Füßen geredet. »Wie schaut’s aus, geht noch was?« Und die Antwort war klar: »Ja, freilich! Wir rennen weiter!« Ja, gut – also dann! Und der Rest? Auch da dürfen Sie gern wieder lachen, ich hab’s sogar auch noch ein wenig genießen können! Vor allem, weil ich noch auf der Laufstrecke gemerkt habe, dass ich meine Zeit, die ich im Vorfeld so im Kopf hatte, deutlich übertreffen werde. Nach 12:22:02 Stunden bin ich dann über die Ziellinie gelaufen! Was für ein Moment! Glücksgefühle pur! Mir kommen jetzt noch die Freudentränen! Und ich habe mit dieser Zeit sogar meine Altersklasse gewonnen – ich glaube, perfekter kann eine Langdistanz-Premiere für einen Hobbyathleten gar nicht sein.

Mein Tagebuch endet hier. Meine Liebe zum Sport freilich nicht. Ich werde weitermachen, wohin mich mein sportlicher Weg noch führen wird, kann ich noch nicht genau sagen. Aber schon einen Tag nach dem Rennen im Burgenland haben meine Trainerin und ich erste, zaghafte Pläne geschmiedet, wie es weitergehen könnte.

Und jetzt muss ich einfach noch ein paar Leuten Danke sagen: Meiner Familie und meinen Freunden, die mir die vergangenen Jahre immer zur Seite gestanden sind, mich bei so mancher Trainingseinheit als Wasserträger unterstützt haben und mich jetzt sogar bis nach Podersdorf begleitet haben. Vor allem aber meiner Trainerin Pamela Gutsch, ohne ihre perfekte Arbeit und ihren unermüdlichen Einsatz wäre meine Triathlon-Reise nie so weit gegangen. Und ich danke Ihnen allen von Herzen für die vielen aufmunternden und netten Worte, die mich immer wieder erreicht haben! Danke, dass Sie ein Teil meines Triathlon-Abenteuers gewesen sind! Stephanie Brenninger