Über die Himmelsleiter zur Saugasse

 

Er ist der kälteste Ort Deutschlands: der Funtensee mitten im Steinernen Meer gelegen. Einige Wege führen dorthin – wer einmal länger Zeit hat und diese wunderschöne Natur inmitten der beeindruckenden Bergwelt im Nationalpark Berchtesgaden ausgiebig genießen möchte, der sollte eine Dreitages-Hüttentour mit Übernachtungen auf der Gotzenalm und dem Kärlingerhaus in Angriff nehmen.

Ausreichend Kondition ist vor allem am zweiten Tag nötig – wobei es bei dieser Alm- und Seentour rund um den Königssee immer wieder Ein- und auch Ausstiegsmöglichkeiten gibt. Und was man im Vorfeld natürlich unbedingt machen muss: Seinen Schlafplatz buchen, denn beide Übernachtungsmöglichkeiten sind vor allem an den Wochenenden stark frequentiert.

Los geht’s am Parkplatz direkt am Königssee. Die erste Etappe führt hinauf zur Gotzenalm auf 1685 Meter – und schon hier kann der Wanderer zwischen mehreren Varianten wählen. Entweder fährt man mit dem Schiff bis zur Haltestelle Salet und geht dann den Kaunersteig mit unzähligen Stufen hinauf. Achtung: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier nötig. Von Salet aus kann man aber auch über den Obersee, die Fischunkelalm und eine steile Feldpassage hinauf ins Landtal zur Gotzenalm gelangen. Aber auch hier gilt, dass diesen Weg nur gute Bergsteiger nehmen sollten.

Startet man direkt vom Parkplatz, geht’s über die Jenner-Talstation Richtung Königsbachalm. Dort kann man natürlich schon einmal eine kurze Rast einlegen. Von dort gibt’s dann erneut zwei Wegvarianten. Entweder nimmt man den Weg rechts hinauf, der führt über die Gotzentalalm zum Ziel, oder man wählt die zweite Variante und hält sich links. Der Weg führt hier überoffenes Gelände zu zwei weiteren Hütten (Enzianbrennhütte und Priesbergalm). Insgesamt legt man am ersten Tag schon rund 1200 Höhenmeter zurück (Dauer: drei bis vier Stunden, je nach Wegwahl und Kondition).

Egal für welchen Weg man sich entscheidet, die Plagerei nach oben lohnt sich. Denn spätestens, wenn man oben auf dem Plateau angekommen ist, und völlig in die Bergwelt eintaucht, lässt man den Alltag weit hinter sich. Und der kurze Anstieg zum Feuerpalven, dem Hausgipfel der Gotzenalm quasi, lohnt sich allemal. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf den Königssee und natürlich auch auf die Watzmann-Ostwand, aber die sieht man auch wunderschön von der Hütte aus.

Der zweite Tag hat es dann in sich und man sollte direkt nach dem Frühstück aufbrechen, um das erste Ziel, die Wasseralm, gegen Mittag zu erreichen. Der Weg dorthin führt über schmale Pfade und einen Steig, teilweise sind auch Drahtseile und Tritthilfen eingebaut. Nach rund dreieinhalb Stunden ist man dann an der auf 1423 Meter hoch gelegenen Wasseralm – eine liebevolle Hütte, die von der DAV-Sektion Berchtesgaden betrieben wird. Eine kurze Rast ist hier durchaus erlaubt, um wieder neue Kräfte aufzutanken. Denn der zweite Abschnitt der Tagestour wird nicht weniger anstrengend wie der erste Teil werden.

Zunächst geht’s Richtung Haslköpfl – und auch von dort oben hat man wieder einen tollen Blick auf den Königssee. Wer also noch Kraftreserven hat, sollte sich diesen Ausblick nicht entgehen lassen. Vorbei geht’s dann am Schwarzensee und am Grünsee.

Das Schöne an dieser Tagestour ist übrigens: Der Weg ist selbst in den Sommermonaten nicht sonderlich stark frequentiert, die meiste Zeit ist man alleine unterwegs und kann die unberührte Natur in vollen Zügen genießen – und nach rund drei weiteren Stunden und einigen Strapazen mehr – die steile Himmelsleiter mit zahlreichen Stufen hat es durchaus in sich – nähert man sich dann dem Kärlingerhaus mit großen Schritten. Dort oben ist es dann mit der Ruhe eher vorbei, denn zahlreiche andere Bergsteiger sind bereits beim Berghaus angekommen. Doch auch dort oben gibt es genügend Rückzugsmöglichkeiten, um etwa den herrlichen Blick auf den Funtensee in vollen Zügen genießen zu können.

Am nächsten Tag steht dann der Abstieg bevor (Unersättliche können beispielsweise natürlich noch einen Abstecher hinauf auf den Funtenseetauern auf 2578 Meter machen). Auch diese Etappe nimmt nochmals rund drei Stunden in Anspruch. Hinunter geht’s die Saugasse. Unzählige Kehren warten auf die Wanderer – aber runter geht’s bekanntlich ja leichter und schneller wie rauf.

Unten angekommen steht man dann in St. Bartholomä, von dort geht’s zurück mit dem Schiff zum Ausgangspunkt. Wer immer noch nicht genug hat, kann aber natürlich noch einen Umweg hinauf zur Kührointhütte machen und dort eine weitere Nacht in den Bergen dranhängen. So oder so: Diese Tour ist genial und diese Auszeit von lediglich drei Tagen sollte man sich unbedingt mal gönnen. SB