Die Schotten lieben ihre Tradition, ihren Dudelsack, ihr Nationalgericht Haggis und ihren Whisky. Sie sind stolz auf ihre reichhaltige Kultur, ihre einzigartigen Landschaften – Berge und Seen bedecken mehr als die Hälfte des Landes – und sie sind bekannt für ihre Herzlichkeit. Einen Eindruck der vielen Facetten von Schottland hat nun eine Leserreise-Gruppe des Traunsteiner Tagblatts und des Berchtesgadener Anzeigers bekommen. Sie war unter der bewährten Reiseleitung von Hans Wembacher fünf Tage lang in Schottland unterwegs.
Und gleich der Auftakt der Reise war ein romantischer Ausflug in die Geschichte des Landes. Der beschauliche Ort Gretna Green – er liegt direkt an der Grenze zu England – ist weltweit dafür bekannt, dass sich dort unzählige Hochzeitspaare aus aller Welt das Ja-Wort geben.
Und das aus einem guten Grund: Per Gesetz waren in England nämlich Heiraten ab 1753 nur noch legal, wenn die Eltern einwilligten. In Schottland griff dieses Gesetz aber nicht, weshalb viele junge Paare in Gretna Green ihre Trauung vornehmen ließen – und zwar von einem Schmied. Zwar ist diese Art von Hochzeit seit 1940 ungültig, aber davon lassen sich viele Hochzeitspaare nicht abschrecken und kommen heute noch zur symbolischen Trauung hierher.
Weiter ging’s nach Glasgow. Die größte Stadt Schottlands war einst einer der wichtigsten Handelsknotenpunkte und eine florierende Industriestadt. Doch auch Glasgow wurde von der Weltwirtschaftskrise stark getroffen. Inzwischen hat sich die Großstadt am Fluss Clyde allerdings wieder erholt und lockt die Touristen wieder in Scharen an – vor allem wegen der Kultur (die Museen und Kunstgalerien sind fast alle kostenlos zu besuchen). Ein beeindruckendes Bauwerk ist etwa auch die Kathedrale St. Mungos. Der gotische Bau ist zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert entstanden.
Und auch ein Spaziergang am Fluss sollte unbedingt auf dem Programm stehen – dort säumen nämlich postmoderne und teilweise futuristische Gebäude namhafter Architekten das Ufer – etwa baute Sir Norman Foster dort das einem Gürteltier ähnelnde Clyde Auditorium. Das Konzerttheater ist ein echter Hingucker.
Glasgow liegt übrigens keine Autostunde von den berühmten schottischen Highlands entfernt und eignet sich daher bestens als Ausgangspunkt für Ausflüge in die atemberaubende Schönheit der Natur Schottlands. Der Loch Lomond etwa gilt als »Königin der schottischen Seen«. In diesem Gebiet kommen übrigens auch Wanderer voll auf ihre Kosten, denn dort führt auch der »West Highland Way« auf 152 km über alte Viehtreiber- und Militärstraßen von Milngavie bei Glasgow nach Fort William.
Und natürlich durfte für die Leserreise-Gruppe auch ein Besuch in einer Whisky-Distillery am Fuße des Ben Nevis, mit 1345 Meter der höchste Berg Großbritanniens, nicht fehlen. Für dieses Wässerchen sind die Ausgangsprodukte stets gleich: schottische Gerste, Hefe und weiches Wasser. Der große Rest sind Wissen und sehr viel Erfahrung der sogenannten »Masterblender«.
Inverness ist die nördlichste Stadt Großbritanniens und das Tor in den Norden Schottlands. Die Stadt hat einiges zu bieten – zwischen den modernen Häusern befinden sich verborgene Schätze und vom Inverness Castle aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt.
Aber ein Besuch in Inverness wäre unvollkommen, fährt man nicht zumindest an einem überaus geschichtsträchtigen Ort vorbei. Denn nur einen Steinwurf weit entfernt von Inverness liegt das berühmte Culloden-Schlachtfeld. 1746 siegten hier die englischen Regierungstruppen gegen die aufständischen Jakobiten – die Stuarts mussten nach dieser schmerzhaften Niederlage ihre Ansprüche auf den englischen Thron endgültig aufgeben.
Und auch ein Abstecher nach Loch Ness ist ein Muss. Der mit 230 Metern tiefste See Schottlands ist wegen Nessie, dem Seeungeheuer, eine der populärsten Touristenattraktionen des Landes. Doch auch die Leserreise-Gruppe bekam Nessie live nicht zu sehen. Nur in den unzähligen Souvenirshops hätte man es als hübsches Stofftier erwerben können.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise auf den Weg nach Edinburgh war ein Besuch von Blair Castle nahe des malerischen Dorfs Pitlochry. In der wunderschönen Anlage gibt es allerhand zu bestaunen – einen wunderschönen Garten, eine alte Kirchenruine und einen beeindruckenden Wald.
Zum Abschluss ging es noch für eineinhalb Tage nach Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands – und selbst die Queen weilte gerade in der Stadt und residierte natürlich im Holyrood Palace. Edinburgh, das sich unter anderem auch für eine ausgiebige Einkaufstour oder für abwechslungsreiche Pub-Besuche lohnt, ist reich an kulturellen Schätzen und man kommt bei einem Stadtspaziergang wahrlich gar nicht mehr aus dem Staunen raus. Es gibt eine Altstadt und einen neueren Teil – beide sind überaus sehenswert.
In der Altstadt – dort befindet sich etwa auch Edinburgh Castle – sollte man sich unbedingt einen der sogenannten Closes anschauen – das sind enge Gassen, die immer wieder von der Hauptstraße, der Royal Mile, abzweigen – ein wahres Paradies für Grusel- und Geistergeschichten, vor allem natürlich nachts!
Übrigens hat man sowohl vom Calton Hill als auch von Edinburgh Castle einen tollen Ausblick auf die Stadt und das Umland. Nicht verpassen sollte man den »Ein-Uhr-Schuss«. Dieser wird täglich (außer sonntags) vom Castle abgefeuert. Eine Kugel am Nelson-Monument am Calton Hill, die sich stetig nach oben bewegt, fällt mit dem Schuss dann hinunter. Der Ursprung dieser Tradition liegt in der Zeit der Seefahrer, als die Segelschiffe eine exakte Zeitvorgabe brauchten, um ihre Chronometer zu justieren. Und auch hier sieht man eindrucksvoll: Die Schotten lieben einfach ihre Traditionen. SB