Tagebuch – Teil 7: Eine Videoanalyse und ganz viel Geduld

Was für ein aufregendes Wochenende! Andrea Seehuber und ich durften zwei Tage im Priener Hallenbad von einem echten Profi lernen. Jan Wolfgarten ist Europameister über 1500 Meter Freistil und deutscher Rekordhalter über diese Strecke auf der 25-m-Bahn. Mittlerweile steht er am Beckenrand und gibt als »Swimazing«-Trainer unzählige Tipps und Tricks. Und Jan ist mittlerweile auch in der Triathlon-Szene kein Unbekannter mehr: Denn er trainiert etwa den deutschen Profi Sebastian Kienle, der 2014 sowohl Welt- als auch Europameister auf der Triathlon-Langdistanz geworden ist.

Und jetzt stehen wir beiden »Local Heroes« also zusammen mit vier anderen Sportlern vor ihm und lassen uns von Jan die Welt des Schwimmens erklären. Nach der kurzen Theorie geht’s dann erstmals ins Becken – und da macht sich zumindest bei mir am ersten Tag schnell Ernüchterung breit. Ich schaffe es einfach nicht, beim Kraulen den richtigen Rhythmus für die Atmung zu finden.

Soll ich jetzt nach zwei oder drei Zügen Luft holen, meinen Kopf nach links oder rechts bewegen oder abwechselnd einmal links und einmal rechts? Und während ich so überlege, habe ich schon wieder eine jede Menge Wasser geschluckt. Na ganz toll! Und noch dazu halte ich unter Wasser die Luft an und atme einfach nicht aus. Die Folge: Meine Kopfhaltung stimmt überhaupt nicht und dadurch kommen dann wohl auch meine Schulterschmerzen, die mich die vergangenen Wochen begleitet haben. Und überhaupt: Außer Atem bin ich mit meiner Schwimmform eh schon nach wenigen Zügen. Es ist ein einziges Dilemma, so geht’s einfach nicht.

»Ein Teufelskreis«, stellt auch Jan fest. Doch er hat viel Geduld mit mir. Sagt immer wieder dasselbe: »Kopf nach unten!« Ja, mach ich doch, denke ich mir. Doch es wird und wird nicht besser. Er macht dann von jedem von uns eine Videoaufnahme, die wir danach analysieren. Da wird’s nochmals so richtig deutlich, dass ich noch keinen Rhythmus gefunden habe.

Aber Jan beruhigt mich: »Du hast ja jetzt auch erst angefangen und dafür schaut es doch gar nicht so schlecht aus.« Und er weiß ganz genau, was ich jetzt machen muss. »Training, Training, Training«, gibt er mir auf meinem Weg für den Start beim Eberl- Chiemsee-Triathlon über die Volksdistanz (500 m Schwimmen, 20 km Radfahren, 5 km Laufen) am 24. Juni mit. Und ich soll die nächsten Wochen auch mit Schnorchel schwimmen. Ja, super, denke ich mir. Wie schaut das denn aus? Aber dann fällt mir ein: Letztens habe ich im Hallenbad auch schon zwei Schwimmerinnen bei ihrem Training beobachtet. Und ja, ich habe gelacht: Sie haben nämlich mit Schnorchel und Flossen trainiert. Gut, dann bin ich jetzt also wohl an der Reihe. Der Schnorchel ist jedenfalls schon bestellt. Jetzt können dann die anderen über mich lachen!

Am zweiten Tag geht’s erneut für zwei Stunden ins Wasser. Jan lässt uns einige Technikübungen schwimmen. Und siehe da: Plötzlich hat es bei mir »Klick« gemacht! Ich komme plötzlich immer besser in den Rhytmus rein. Nach zwei Zügen wird eingeatmet, das Ausatmen unter Wasser ist plötzlich ein Kinderspiel und die Kopfhaltung wird dadurch automatisch auch immer besser. Wir schwimmen dann noch 8 x 50 m Kraul. Das ist zwar anstrengend, aber ich kann das plötzlich machen – ohne dabei nach Luft ringen zu müssen! Was für ein tolles Gefühl! Stephanie Brenninger